MEINKLANG. Demeter-Hof
Meinklang – Ein ursprünglicher, vielfältiger Hof, eingebettet im Weltkulturerbe des Nationalparks am östlichen Neusiedlersee, an der Schwelle zur ungarischen Tiefebene – dort, wo das Leben in seiner ganzen Fülle und Tiefe gefeiert wird.
Ein Hof als lebendiger Organismus – getragen von der Verbindung zwischen Mensch, Tier und Erde. Die Rinderherde als natürlicher Bestandteil dieses Miteinanders spielt eine zentrale Rolle für die Fruchtbarkeit und das Gleichgewicht des Bodens.
Die landwirtschaftliche Vielfalt entfaltet sich in einem harmonischen Zusammenspiel – mit Gemüse aus dem Marktgarten, mit Getreide, das vor Ort zu Mehl verarbeitet und in der eigenen Bäckerei in Wien zu Brot veredelt wird. Was hier wächst, findet seinen Weg dorthin zurück, wo es geschätzt und genossen wird – im Hofladen in Wien, frisch, direkt und in enger Verbundenheit mit dem Ursprung.
Bildung als Teil des Ganzen: In Neusiedl ermöglicht eine Waldorfschule kindgerechtes Lernen im Einklang mit Natur und Gemeinschaft – ein Ort, an dem Zukunft nicht gelehrt, sondern gelebt wird.
HOFKREISLAUF

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Die höchste Form der Landwirtschaft ist jene, die sich aus sich selbst heraus fruchtbar erhält und somit auch unabhängig wird. Das ist ein hohes Ideal und eine Lebensaufgabe, die wir auf allen Ebenen verwirklichen möchten.
Wenn es gelingt, die einzelnen Bereiche zu einem zusammenhängenden Ganzen zu formen, wenn die einfachen kargen Weiden die gleiche wichtige
Bedeutung am Hof haben, wie die vielgepflegten Weingärten, wenn der Duft einer Kuhflade nicht weniger Beachtung wie der des Weines findet, wenn der Heumahd die gleiche Priorität zukommt wie der Ernte des Getreides, wenn die Pflanzen die gleiche
Sorge und Zuneigung wie die Tiere erfahren, dann entsteht ein Organismus, getragen von schöpferisch gestaltenden Menschen, deren Arbeit ihr Leben ist.
Wir am Hof
Unser Hof ist getragen von unserer Großfamilie. Eigentlich sollte nur einer der drei Buben zu Hause bleiben und die andern auf „sicherem“ Terrain als Arzt oder Rechtsanwalt ihre Zukunft aufbauen. Doch der Wunsch von allen Kindern, in der Landwirtschaft zu bleiben, war stärker. Die Vorlieben haben jeden sein Feld finden lassen und unsere Eltern gaben uns den notwendigen Rahmen und die Freiheit, uns selbst verwirklichen zu können. Als sie erkannten, dass es wirklich jedem damit ernst war, zuhause zu bleiben, war kein Risiko zu groß und keine Mühe zu schwer, den Hof von einer kleinen Landwirtschaft in eine größere Dimension zu führen, von der auch mehrere Familien leben können.
So hat nun jeder das Glück, genau das zu tun, wohin es ihn immer schon gedrängt hat: Werner, der seine Kindheit mehr im Presshaus verbrachte als auf Spielplätzen. Hannes, der von klein auf von Traktoren fasziniert war und Lukas, den es immer zu den Tieren und Pflanzen hingezogen hat.


Ursprung
Eingebettet in einer Steppenlandschaft liegt Pamhagen an einer geologischen Linie am tiefsten Punkt Österreichs. Auf der einen Seite des Dorfes finden sich karge Böden, die früher als Weideland genutzt wurden und bestens für Weinbau geeignet sind. Vom Dorf nach Ungarn hin machte der Seewinkel in dieser Zeit seinem Namen alle Ehre: Viele Lacken und moorige Böden wurden schließlich durch den Einserkanal trockengelegt und fruchtbarste Böden urbar gemacht. Dieser gegrabene Fluss, der vom Neusiedlersee bis in die Raab führt, wurde zum Grenzfluss und Bestandteil des Eisernen Vorhangs, der unser Dorf regelrecht umzingelte und ihm über viele Jahrzehnte ein abgeschiedenes Leben bescherte.
In diesem Grenzgebiet lebt unsere Familie schon seit vielen Generationen. Vor dem ersten Weltkrieg war die Ortschaft ungarisch und ist danach Österreich zugeteilt worden, während ein Teil des Dorfgrundes in Ungarn verblieb, bis man schließlich durch den Kommunismus enteignet wurde. Nach der Wende und der Öffnung der Grenzen war es ein Lebenstraum von Anneliese und Werner Senior, die kleine Landwirtschaft von den damals etwa 40 ha auf 100 ha zu erweitern und die ungarischen Felder wieder zu bebauen.
Der Blick über die Grenze, die Möglichkeiten aber auch die Sorge, den Hof für drei Kinder auf ausreichende Größe zu erweitern, ließen den Hof wachsen – eine Vision verbunden mit viel Risiko und Unternehmungslust. Heute ist der Hof auf insgesamt über 2000 ha gewachsen. Dabei ist Meinklang im Grunde genommen noch immer genau das, was früher allerorts auf dem Lande anzutreffen war: ein vielseitiger Bauernhof, eine eigenständige unabhängige Mischwirtschaft, bewirtschaftet nach Bauchgefühl und Instinkt.

BIODYNAMIE
Biodynamie - Demeter
Biodynamie ist eine Herzensangelegenheit. Und sie ist vor allem eine intensive Auseinandersetzung mit allem uns Umgebenden. Aus unserer Natur schöpfen wir Kraft, sie prägt, formt und ernährt uns. Im Schauen und Betrachten der Natur finden wir viele Antworten, die oft tief verborgen sind und den Einklang mit der Landwirtschaft unabdingbar machen.
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannten einige Bauern, dass die neu eingeführten Methoden der Landwirtschaft mit künstlicher Düngung und Hybridzüchtung die fruchtbare Weiterentwicklung belasten, ja sogar unmöglich machen. Sie baten den Anthroposophen Rudolf Steiner, ihnen seine Gedanken zu diesem Thema darzulegen. So kam es dazu, dass Steiner 1924 in Koberwitz bei Breslau insgesamt acht Vorträge hielt und den Grundstein für die biologische Landwirtschaft legte. Es folgte die Gründung des Demeter Vereines und des Demeter Forschungsrings, der diese Gedanken Seite an Seite mit der Forschung, der Erkenntnissuche und einer ständigen Weiterentwicklung ins heute getragen hat.
Im Mittelpunkt steht der landwirtschaftliche Betrieb, der sich mit seiner individuellen Pflanzen- und Tierwelt in die Landschaft eingliedert. Oberstes Ziel des biodynamischen Arbeitens mit Demeter ist der Aufbau eines vitalen Hoforganismus: Tierhaltung, hofeigenes Saatgut und Futter sowie der eigene kompostierte, natürliche Dünger. Das höchste Ziel besteht darin, dass sich der Hof zu einer in sich ruhenden Individualität entwickelt.
Kosmos
Der Kosmos (griech. κόσμος, kósmos bedeutet Welt[-ordnung], auch Schmuck, Anstand) ist die im Zeitenlauf sich entwickelnde äußere Offenbarung der geistigen Weltordnung, die als solche nicht nur eine naturgesetzliche, sondern immer zugleich auch eine moralische Dimension hat. Der Kosmos wird damit zum Inbegriff der Ordnung.
Dem steht das Chaos gegenüber, wo sich der Geist aus der äußeren Erscheinung zurückzieht. Und genau hier können wir gestaltend eingreifen, wenn wir durch unser Tun und die geistige Arbeit das Chaos gestalten und auch durch die Hilfe kosmischer Rhythmen Ordnung bringen und gestalten. Das ist letztlich auch unser Auftrag als Kreatoren – Mitschöpfer: verantwortungsbewusst mit unseren Ökosystemen, unserer Umgebung, unserem Lebensumfeld zu agieren.
So besteht auch der tiefere Sinn aller kosmischen Entwicklung darin, dass Wesenheiten auf vielfältige Art vom Nehmen zum Geben, d.h. vom Geschöpf zum Schöpferdasein voranschreiten.
Präparate
Das Herstellen und Ausbringen der biodynamischen Präparate ist bei Demeter ein wesentlicher Bestandteil der Arbeiten im Laufe des Jahres und orientiert sich am Sonnenlauf und den vegetativen und generativen Impulsen im Pflanzenwachstum.
Die Präparate-Arbeit fordert den modernen Menschen und das vorherrschende Wirkstoffdenken der Naturwissenschaften: Dem heutigen rein kalkulatorisch rationellem Betrachten auch eine intuitive, geistige Ebene zu verleihen und feinstoffliches Wirken zu erkennen, wie es bei den uns vorangegangenen Kulturen Teil des Alltäglichen war.
In der Präparate-Arbeit verbindet sich der Bauer seelisch mit Boden und Pflanze. Es ist schwer zu beschreiben, doch man spürt das Bezaubernde, man spürt etwas unnahbar Großes, das geistiges Wirken erahnen lässt und doch können wir es nur unzureichend verstehen.
Es lässt eine innere Verbundenheit mit allem Lebendigen erleben, es ordnet die Lebensprozesse, schafft Harmonie, stärkt das Schwachwüchsige und bremst das Überwüchsige.
Hergestellt werden die Präperate aus Pflanzenteilen (Schafgarbe, Kamille, Brennnessel, Eichenrinde, Löwenzahn und Baldrian), Kuhmist oder Quarzmehl. Wir machen das in unserer Arbeitsgruppe mit vielen Demeter-Bauern gemeinsam. Wenn wir uns zu den Tag-Nacht-Gleichen treffen, dann hat diese Arbeit Festcharakter.
TIERE
Rinder, Pferde, Schweine, Schafe und ein paar Hühner – unsere Tiere haben einen ganz besonderen Stellenwert: Sie sorgen auf unserem Hof für die natürliche Düngerversorgung und wurden eigens dafür „angestellt“.
Futter aus unserer Landwirtschaft findet bei den Tieren sinnvolle Verwendung. Der Mist wird kompostiert und präpariert und bringt auf diese Weise unseren Weingärten und Feldern hochwertigen natürlichen Dünger.
Rinder
Wir haben uns zu Anfang für Angus-Rinder entschieden, da sie eine extensive Rasse sind und auch die Geburten auf der Weide einfach verlaufen. Außerdem passen sie hervorragend zu den sauren Grasweiden im tiefen Seewinkel.
Seit 2013 sind Aubrac-Rinder zu uns auf den Hof gekommen. Lukas hat sie aufgrund ihrer guten Raufaser-Futter-Verwertung und der besonderen Fleischqualität gewählt.
Wichtig sind uns die kleinen Herde-Gruppen, in denen jeweils ein Stier für die natürliche Fortpflanzung sorgt. Wir legen großen Wert auf den Natursprung und ebenso auf eine lange Mutter-Kuh Bindung der Kälber. Diese Bedingungen tragen viel zur natürlichen Gesunderhaltung der Tiere bei, da sie bedeutend im Hinblick auf den Hormonhaushalt und die Glücksmomente sind.
Mangalitza Schweine
Die Zucht unserer Mangalitzaschweine hat aus der Lust nach eigenem, biologischem artgerecht gehaltenem Schweinefleisch begonnen. Überdies steht genügend Getreide-Bruch und Maisschrot aus der Getreidereinigung am Hof zur Verfügung. Das Mangalitzaschwein hat im pannonisch-ungarischen Raum eine lange Tradition. Bis in die Nachkriegszeit hinein war es die vorherrschende Schweinerasse, bevor es später immer mehr von hochgezüchteten Rassen verdrängt wurde. Für kurze Zeit gab es nur mehr sehr wenige reinsortige Mangalitzaschweine, die Rasse drohte auszusterben.
Das schwalben-bäuchige Mangalitzaschwein ist eine der ältesten, rein erhaltenen, europäischen Schweinerassen und zählt zu den Speckschweinen. Die dichte Wolle der Schweine schützt sowohl gegen Kälte als auch vor Hitze. Sie lieben viel Auslauf und können ganzjährig im Freien sein.
Weideland
Weideland hat bei uns in der Puszta eine weit zurückreichende Geschichte. Einige unserer Weiden, die in Richtung Neusiedlersee liegen, wurden noch nie beackert. Vor ein paar hundert Jahren war dieses Land noch Sumpfland. Hier wachsen einheimische Gräser, deren Artenvielfalt der urtypischen Vegetation entspricht. Um sie langfristig auch als Weiden zu erhalten, ist es notwendig, sie wenigstens einmal in etwa drei Jahren mit Tieren zu beweiden oder zu mähen.
Die pannonische Weidelandschaft ist besonders geprägt durch die sauren Böden mit hohem Magnesiumanteil. Das hat eine bestimmte säurehaltige Grasvielfalt zur Folge und ist auch entscheidend für die richtige Wahl der Rasse. Das ungarische Graurind oder Steppenrind hat sich zwar gut an die örtlichen Bedingungen angepasst, ist jedoch aufgrund des stark ausgeprägten Urherdentriebes für die Zucht und den täglichen Umgang gefährlich. Eine andere Rasse, die sich bestens an säurehaltige Gräser und Kräuter angepasst hat, sind die Angusrinder. Sie gelten als besonders extensive Rasse und haben zudem einen gutmütigen Charakter, der es uns erlaubt, jederzeit in die Herde hineinzugehen und die Tiere zu pflegen.
LANDWIRTSCHAFT
Wir sind bestrebt, unseren Hof als lebendigen und einzigartigen Organismus zu führen, inspiriert von Rudolf Steiners „Geisteswissenschaftlichen Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft“ und der goetheanischen Naturerkenntnis. Im Bemühen um einen ganzheitlichen Ansatz sind nicht nur die physischen Kräfte der Natur zu betrachten, sondern auch die gestaltenden Kräfte des Kosmos. Sensible Naturbeobachtungen beleben unsere tägliche Arbeit und ihre Produkte.
Die biodynamische Landwirtschaft ist die einzige Anbaumethode, die unserer Umwelt mehr zurückgibt, als ihr entnommen wird. Der geschlossene Kreislauf mit Landwirtschaft, extensiven Landschaftselementen, Weideflächen und Vieh führt in unserer Erde wieder zu natürlichem Humusaufbau.
Verantwortung für die Gesundheit von Mensch und Erde erfordert mehr als das Weglassen von Chemie, mehr als Kompostwirtschaft oder Gründüngung – sie braucht die aktive Unterstützung und Gestaltung der Lebensprozesse.
Rare und alte Sorten
Um unsere gesunden Böden zu erhalten, achten wir auf eine sinnvolle Fruchtfolge und haben daher eine artenreiche Vielzahl verschiedenster Kulturen.
Dinkel, Hafer, Roggen, Winter- und Sommergerste, Winter- und Sommer-Hartweizen, Hirse, Mais, Buchweizen – sie alle werden am Hof gereinigt, eingelagert und direkt an Mühlen weitergegeben.
Einen besonderen Stellenwert nehmen bei uns die alten Weizensorten Einkorn, Emmer oder Kamut ein. Diese Sorten sind in der klassischen Landwirtschaft ausgestorben und konnten nur durch einzelne Höfe weitergetragen werden. Sie besitzen wertvolle Inhaltsstoffe in weit höherer Qualitätsdimension.
Unsere Getreide reflektieren den puren, unveränderten Jahresverlauf, da wir auf Bewässerung verzichten und manchmal geringere Erträge mit jedoch höheren Proteinwerten ernten.
Obstbau
Zu unserem pannonischen Mischbetrieb zählt auch ein Apfelgarten, bepflanzt mit der Sorte „Topaz“. Sie passt ausgezeichnet in unsere Breiten. Die kühlen Nächte im Herbst fördern ganz besonders das Färben der knallroten Schale. Durch seine natürlichen Resistenzen gegenüber Schorf-Befall, eignet sich der Topaz-Apfel ganz besonders für den biodynamischen Anbau und muss kaum mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden.
Zwischen den Bäumen schafft eine üppige Begrünung ein wertvolles Biotop. Topaz zeichnet sich durch seine hervorragende Lagerfähigkeit aus und entwickelt erst nach einigen Wochen Lagerung seine volle Geschmacksvielfalt. Aufgrund seiner belebenden Fruchtsäure und seines intensiven Aromas wird der Apfel vielerorts als qualitativer Geheimtipp gehandelt.